Schlappohren zum Streicheln

Langen. Ob mit Schlappohren, kürzerem oder längerem Fell – eines haben die Kaninchen bei Hans-Heiko Böger gemeinsam. Die Fellfarbe weiß mit schwarzen Flecken, Tupfen und Streifen. Im Züchterdeutsch wird sie unter birkenfarbig geführt. Charakteristisch ist sie etwa für die Rhönkaninchen, die der 52-Jährige seit 1986 hat. Von Ingrid Zöllner

Hans-Heiko Böger züchtet in seiner Freizeit Kaninchen mit birkenfarbigem Fell. Fotos zöl

Zu Kaninchen ist der gelernte Elektriker, der bei Eurogate arbeitet, 1985 durch seinen geistig behinderten Sohn Christian gekommen. „Er hat eine Lebensmittelallergie und hatte Hautkontaktängste. Unser Hausarzt empfahl uns, ein Kaninchen anzuschaffen“, so der Langener. Das erste Zwergkaninchen zog bei der Familie ein. Schon bald zeigten sich beim Sohn Besserungen. „Seine Augen glänzten, wenn er das Tier hatte, und er entkrampfte sich sichtlich“, erinnert sich Böger.

Es blieb nicht bei einem Tier. Auch die Geschwister Jenny und Stefan hatten welche. Auf einem Foto entdeckte der Familienvater die Rhönkaninchen. „Die gab es 1986 nicht in Westdeutschland, aber in der DDR“, erzählt er. Er schaffte es, an Rasse-Tiere heranzukommen. Inzwischen hat er Zuchten mit Farbenzwergen, Rhönkaninchen, Kleinwidder mit Schlappohren und Zwergrexkaninchen, die er alle in birkenfarbig züchtet. Dazu gekommen sind auch noch havannafarbige Farbzwerge und Zwergwidder.

Da sich herumsprach, was für einen Effekt die Kaninchen bei seinem Sohn bewirkten, der später mehrere eigene hatte, bietet Böger Streicheltherapie an. „Wir fahren in Wohnheime mit behinderten Senioren. Die werden mit den Tieren sichtlich entspannter. Und das bringt mir selbst Spaß und Freude“, sagt der Züchter.

Wie ein Kleintierzoo

Kindergärten kommen bei ihm zu Besuch, um zu sehen, wo und wie die Kaninchen leben. Ihnen zeigt Böger, wie Krallen geschnitten werden, wie die Zähne aussehen und lässt die Kinder die Kaninchen streicheln. Zudem bietet er in regelmäßigen Abständen Tierbesitzern Kaninchenpflege an. Im angrenzenden Kleingarten, wo die Familie selbst Gemüse anbaut, stehen große Vogelvolieren, mehrere Freilaufgehege mit Meerschweinchen und die Stallungen mit den Zuchtkaninchen. Fast wie ein Kleintierzoo.

Wie viele Tiere er insgesamt hat, kann er nur schätzen: „Es sind immer welche dabei, die vermittelt werden, Züchter holen sich welche, dann sterben einige, Nachwuchs ist auch immer da.“ Seine Frau Petra hätte da den besseren Überblick. In regelmäßigen Abständen werden einige Kaninchen auch geschlachtet. „Einige bleiben davon verschont, die dürfen immer bleiben“, sagt er. Ein Lieblingstier hat er nicht, wenn auch einige Favoriten.

Das Fleisch verbrauchen sie zu 90 Prozent selbst. Ob Wurst oder Gulasch – bei ihnen kommt Kaninchen auf den Tisch. „Früher haben wir auch die Felle verarbeitet, aber das lohnt sich nicht mehr“, erklärt Böger.

50 Prozent seiner Freizeit verbringt er mit den Kleinnagern. Aktiv ist er nicht nur als Züchter, Tierschutzbeauftragter, sondern auch als Preisrichter. Ob der Verein in Leherheide und Sievern, der Kreisverband, die Landesverbände Bremen und Weser-Ems – der 52-Jährige ist mit dabei. Wenn es sich gerade mal nicht um die Kaninchen dreht, fotografiert er mit Leidenschaft und geht angeln. Eines hat er sich fest vorgenommen: Wenn er in den Ruhestand geht, gibt er Zucht und Tiere komplett auf. „Dann ist es Zeit, dass ich an mich und meine Frau denke.“

Kaninchenpflege

Regelmäßig bietet Hans-Heiko Böger Kaninchenpflege für Besitzer an. Diese können mit ihren Tieren zu ihm kommen und sich zum Beispiel das Krallenschneiden zeigen lassen. Der nächste Termin ist am Freitag, 2. Juli. Eine vorherige Anmeldung ( 0 47 43/ 27 51 85 oder 01 71/ 9 87 34 73) ist erforderlich.

Anfassen erlaubt. Der Züchter bietet eine Streicheltherapie an.